Herr Prof. Karl Getsberger ist gestorben.

Der VDGAB trauert um seinen Ehrenvorsitzenden, Herrn Prof. Karl Getsberger.

Der VDGAB trauert um seinen Ehrenvorsitzenden, Herrn Prof. Karl Getsberger
04.09.2018

Kennen Sie einen Gewerbeaufsichtsbeamten, der einen einarmigen Handstand auf Tisch oder Stuhl beherrscht? Ich kannte einen solchen. Den von mir hochgeschätzten ehemaligen Leiter des Gewerbeaufsichtsamtes München-Land, unseren Prof. Karl Getsberger.

Am 01. Januar 1956, sie lesen richtig, begann Karl Getsberger seinen Dienst im Gewerbeaufsichtsamt Landshut. Sein Leben war von da an seinem sozialen Gewissen unterworfen. Sein Beruf wurde seine Berufung. Der arbeitende Mensch, der am Abend gesund zur Familie nach Hause kommen soll, war sein Leitbild, seine Maxime. Welchen Umständen dieses feste christliche Menschenbild entstammt, wurde uns als Anwärter vor Augen geführt. Wir nannten seine Sammlung von Dias mit Bildern von Verunglückten „das Horrorkabinett“, und es bedurfte schon einiger tiefer Luftzüge um die Schrecken, die die getsberger‘schen Bilder von Arbeitsunfällen hervorriefen, zu verdauen.

Nicht nur die individuelle Sicherheit hat Prof. Getsberger bewegt, auch technische Lösungen tragen seine Handschrift. Der Hauzenberger Hammer half die Silikose bei den Granitwerkern zu reduzieren, die Schneefeldsprengungen haben so manchen Bergfreund das Leben gerettet. An seine Aufsichtstätigkeit wird für immer das Dach des Olympiastadions in München erinnern.

Seine Energie war mit den alltäglichen Anforderungen keineswegs erschöpft. Er engagierte sich über Jahre als Vorsitzender des VDGAB, gewann sogar Vereinsmitglieder aus dem nahen Südtirol dazu. Die IALI (international Organisation of Labour Inspection), oder wie er sich auszudrücken pflegte, die Association Internationale de l’ Inspection du Travail in Genf war eines seiner Babys, eine Herzensangelegenheit, der er als Vizepräsident, technischer Berater und schließlich Ehrenmitglied immer verbunden blieb. Er brachte es zu Stande dass der VDGAB als deutscher Vertreter in der IALI akzeptiert war, nachdem sich auf Bundesebene kein gemeinsamer nationaler Standpunkt erzielen ließ. Professor Getsberger vertrat seine Ansichten über eine starke Arbeitsschutzverwaltung nicht nur in den inneren Zirkeln, sondern auch in politischen Gremien. Seine Stimme und die ehrliche Überzeugungskraft fanden selbst im wichtigen Wirtschaftsbeirat der CSU Gehör.

Anfang der neunziger Jahre beendete Professor Getsberger seine dienstliche Karriere. Von den Belangen der Gewerbeaufsicht konnte er aber nicht lassen. In 2004 als die Verwaltungsreform Gestalt annahm, hat sich Professor Getsberger mit Schreiben voller Empathie an die politisch Verantwortlichen gewandt. Vielleicht ist es auch ihm zu verdanken, dass die bayerische Gewerbeaufsicht Ihren Namen behalten hat und an die Regierungen angegliedert und nicht eingegliedert wurde. Die letzte persönliche Begegnung mit Karl Getsberger hatte ich Anfang Juli 2018 am Rande der Sommertagung der Leiter der Gewerbeaufsichtsämter. Es war jahrelanger Brauch, dass nach der offiziellen Begrüßung durch das Regierungspräsidium Karl Getsberger das Wort an die hohe Corona richtete. Ganz Gentleman und mit seinen fast 94 Jahren geistig äußerst rege, hat er formvollendet die Notwendigkeit beschrieben, auch in den modernen Zeiten von Arbeit 4.0 für gesunde und sichere Arbeitsplätze und eine schlagkräftige Gewerbeaufsicht zu sorgen.
Wir haben uns auch über die 100 Jahr Feier des VDGAB in Dortmund unterhalten. Er wollte kommen, so Gott will. Gott wollte, dass er seiner kürzlich verstorbenen Gattin folgt.

Prof. Karl Getsberger, der große alte Herr, eine Galionsfigur des Arbeitsschutzes und ein wirklich feiner Mensch, ist von uns gegangen. Wir werden ihn vermissen.